Fastenzeit 2021

digitaler Fastenkalender

3. April 2021 / Karsamstag

Noch drei tage bis zum leben!

Fels

Düster, öde, hoffnungslos, stille herrscht im land
angeheftet, durchgeschnitten, das erhoffte band
trübe augen, weiße haut, der anblick so brutal
die zukunft, schwarz und ungewiss,
allein im tiefen tal

Wo ist er denn, was bleibt, wo ist sein ziel
er tat so gut, die worte brachten viel,
sein blick voraus, erkannten alle schnell
nur so und gar nicht anders
wird diese erde hell

Alles ist fort, die höhle selbst ist leer
ein tuch, begreifen, ist das denn so schwer
der Gärtner selbst klärt das geschehen auf
die welt fängt neu zu atmen an
verändert ihren lauf

Wo zwei sich treffen, natürlich bin auch ich
du hörst die Stimme, siehst auch im andern mich
ahnst meine botschaft und erkennst beim brechen
all das was vorher dir bewußt
du kanntest mein versprechen

Dann wird es hell, und zaghaft kommt die sonne
und tief in dir steigt zögernd auch die Wonne
und dann wird wahr, die botschaft seines lebens
das was du tust, auch wenn nur klein
in ewigkeit ist nie vergebens

Die liebe gilt, in wahres leben umzusetzen
nicht endlos mammon hinterher zu hetzen
sein tun wird mein tun, jeden tag
er nimmt die hand, er hält zu dir
egal was immer kommen mag

dann kann aus erde plötzlich himmel werden
sein stern löst knoten in alltäglichen Beschwerden
nur so geht leben, welches leben gibt
er starb für dich, du kannst ihn leicht erkennen
er ist es, der dich liebt.
(Arthur Springfeld)

2. April 2021 / Karfreitag
dunkeler Himmer

Ein Kar-Psalm in vier Teilen

Psalm 130

1 Aus den Tiefen rufe ich, HERR, zu dir: 2 Mein Herr, höre doch meine Stimme! Lass deine Ohren achten auf mein Flehen um Gnade. 3 Würdest du, HERR, die Sünden beachten, mein Herr, wer könnte bestehn? 4 Doch bei dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht dir dient. 5 Ich hoffe auf den HERRN, es hofft meine Seele, ich warte auf sein Wort. 6 Meine Seele wartet auf meinen Herrn mehr als Wächter auf den Morgen, ja, mehr als Wächter auf den Morgen. 7 Israel, warte auf den HERRN, denn beim HERRN ist die Huld, bei ihm ist Erlösung in Fülle. 8 Ja, er wird Israel erlösen aus all seinen Sünden.

Ein Kar-Psalm in vier Teilen

1) Aus den Tiefen rufe ich.

Das ist kein Ort, sondern mit den Tiefen sind die dunkelsten Abgründe der Verzweiflung gemeint. Einsamkeit, Mutlosigkeit, Hilflosigkeit. Wenn es einem richtig schlecht geht, wenn man nicht mehr weiter weiß. Und da kommt aber sogleich die Hoffnung, denn Gott hat Ohren mit denen er uns erhört, wir können uns immer an ihn wenden und er ist da.

2) Würdest du HERR meine Sünden beachten, mein HERR wer könnte bestehen?

Gott erhört alle ohne Ansehen der Person. Jeder hat einen Makel, Gott neigt sein Ohr aber nicht nur den Makelosen zu, sondern allen die ihn rufen. Er ist ein barmherziger Gott

3) Ich warte auf sein Wort

Oft wird der Allgemeinplatz verwendet Gott schweige, er spreche nicht zu uns. Im Psalm ist mit dem Wort Gottes jedoch seine unübertreffbare Antwort gemeint, das fleischgewordene Wort, Jesus Christus. Jesus als Wort Gottes ist die Antwort des HERRN an uns, unbedingte Liebe zu jedem Zeitpunkt bis über den Tod hinaus. Es gibt kein Wort mehr hinzuzufügen, denn mit Christus hat das Reich Gottes begonnen.

4) Mehr als Wächter auf den Morgen

Nachtwächter ersehnen den Tagesanbruch, da dann ihr Dienst vorüber ist. Weil dann die Zeit der Gefahren, der Dunkelheit, eben die Nacht vorüber ist. Eine starke Hoffnung! Wir legen jedoch noch mehr Hoffnung in Gott, denn unsere Seele braucht dann nichts mehr zu fürchten – er hat uns aus den Tiefen gerettet durch seine Liebe, durch seinen Sohn das Wort.

1. April 2021 / Gründonnerstag
Abendmahl modern

In der entscheidenden Stunde seines Lebens setzt Jesu noch einmal alles in die Kraft der Freundschaft und Brüderlichkeit. Er isst mit seinen Jüngern. Eine bewusste Einladung zur immerwährenden Geschwisterlichkeit. Da er die Seinen liebte, liebte er sie bis zum Tod! Seine Hingabe bis zum Letzten bis in den Tod lebt in dieser Stunde. Sie teilen das Brot und essen es gebrochen, sie teilen den Becher mit Wein und trinken ihn. Mein Leib und mein Blut, mein Leben für Euch, für die Seinen. Sein Leben für die Menschen. Am Karfreitag stirbt Jesus den Tod der Liebe. Er zeigt, was Treue ist, er läuft nicht weg und stellt sich dem Willen Gottes. Er geht für uns und leidet. Immer wenn wir sein Mahl feiern, sind wir in seiner Liebe. Es gibt keine größere Liebe als die Liebe Christi.

Was für ein starker Schmerz durchdringt meine Seele. Wo ist der junge Priester, der mit seinen Jugendlichen die Messe feiert? Es gibt ihn nicht mehr, es gibt die Jugendlichen nicht mehr. Mittwochs Jugendmesse und dann was Cooles unternehmen, zueinanderstehen – eine gleichberechtigte Gruppe, coole Kleidung und coole Musik. Bewegte, aber verblasste Erinnerung an beglückende Erlebnisse vor über 20 Jahren. Passah – Vorübergang des Herrn. Wir haben ihn erlebt, aber wir konnten ihn nicht festhalten. Wir zogen weiter. Jeder ging seine Wege. Jesus ging seinen Weg in die Todesangst, dann in stundenlange Agonie bis zum Tod. Auch ich gehe meinen Weg, es ist genau derselbe Weg wie Jesus. Ich gehe mit den Gläubigen in die Todesnebel einer sterbenden Kirche. Für uns alle eine existentielle Herausforderung. Gibt es für uns die Auferstehung nicht nur am Ende des Lebens, sondern mitten im Leben, damit die Kirche wieder leben kann?
(Pfarrer Karl-Josef Auris)

31. März 2021 / Mittwoch

Worte

Was Jesus in der letzten Woche seines irdischen Lebens durchlebt hat, umfasst menschliches Leid in jeder Dimension. Es gibt nichts Schreckliches als den feigen Verrat als innerseelisches und reales Drama. Der beste Freund, der ihm immer zur Seite stand, verrät ihn. Ein paar Silbermünzen sind es nicht wert, einen Menschen zu opfern. Und auf den Jesus seine ganze Hoffnung gesetzt hat, der schreit jämmerlich: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“ Kann es noch schlimmer kommen, aber es kommt am Karfreitag noch viel schlimmer! Menschlich unerträglich! Mir stockt der Atem.

Jesus läuft nicht weg, er trägt, er erträgt alles. Jesus kündigt nicht. Nein er nimmt alles an und erträgt auch mich. So trägt Jesus auch mich hinauf nach Golgatha, er nimmt mich mit in seinen Tod. So sterben wir zusammen und dann bin ich nie mehr allein. Wer mit Jesus stirbt, ist schon im Tod in seinem Leben.

Das kann nur Gott und niemand sonst für mich tun!

30. März 2021 / Dienstag
Kirchenraum St. Anna mit Fahne

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Die Klage schlechthin.
Alles Leiden von Menschen, alle Ohnmacht, alles Nichtverstehen
scheint in diesem Ausruf zusammengefasst zu sein.

Nur wer klagt, hofft …

Nur wer klagt, versinkt nicht im Leid.
Klagelieder, Klagepsalmen zeigen, dass Menschen immer schon ihre Trauer, ihr Leid, ihre Klage ausgedrückt haben. Sorgen, Zweifel, Angst, Trauer brauchen das Ventil der Klage. Wie wohltuend kann es sein, wenn jemand dann hinschaut und nicht wegsieht. Keine Vertröstung, keine Besserwisserei, kein Kleinreden …

Nur wer klagt, hofft …

Seit dem Aschermittwoch hängt eine überdimensionale, schwarze Trauerschleife im Altarraum der St. Anna Kirche: Zeichen unserer Klage – Ausdruck unserer Hoffnung.

29. März 2021 / Montag

Kaffee mit Herz

Möge dein Verhalten nicht von der Liebe zum Geld inspiriert werden: Sei zufrieden mit dem, was du hast, denn Gott selbst sagte: „Niemals werde ich dich loslassen, niemals werde ich dich verlassen.“
(Ordo praedicatorum, Facebook)

28. März 2021 / Palmsonntag
Palmwedel

Es ist wunderbar leicht zu jubeln, wenn alle jubeln. Der Mensch ist gern in der Masse stark. Als alle noch glaubten, haben auch wir Palmzweige besorgt und haben uns in die Masse der Kirchgänger eingereiht und haben im Chor gesungen: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ oder „Hosianna, dem Sohne Davids“.

Die Zeiten sind vorbei, das Virus wird nicht verschwinden und die Kirche liegt in ihren Kindern missbraucht am Boden. Es werden die Nachbarn fragen: „Gehörst Du nicht auch zu denen, die immer noch dort hingehen?“

Stellen wir uns auf Widerstand und Widerspruch ein. Auf dem Palmsonntag folgt der Karfreitag. Jesus selbst sagt, dass der Jünger nicht über dem Herrn steht. Aber das letzte Wort im Drama Jesu lautet: Ostern – Auferstehung – Leben.

27. März 2021 / Samstag
Mikadostäbe

Hab Geduld mit dir selbst – Gott hat sie auch
(Edith Stein)

26. März 2021 / Freitag
Stellenausschreibung:

Sämann / Säfrau

ab sofort gesucht

Sämann

Was wir bieten:
Ihren Traumberuf. Was Du säst wirst Du ernten. Eine Berufung unter den Menschen, die Gelegenheit Leben auszusäen und den Samen beim Aufwachsen zu helfen. Eine Tätigkeit mitten in der Welt, für die Mitmenschen. Enger Zusammenhalt mit den Kolleginnen und Kollegen und ein Arbeitsklima, nicht ganz von dieser Welt.

Was Sie mitbringen sollten:
Mitmenschlichkeit, Freude, Mitgefühl, unbedingte Liebe, eine soziale Ader, Kontaktfreudigkeit, Kollegialität – als Saatgut.

Helfen Sie mit, das Evangelium in die Welt unter die Menschen zu tragen, indem Sie durch ihr Lebenszeugnis das Saatgut austragen und ihm beim wachsen helfen.

25. März 2021 / Donnerstag

Gemeinsamer Spaziergang

Weg

Gestern
habe ich Gott eingeladen,
mit mir spazieren zu gehen.

Schon bald
waren wir gemeinsam auf dem Weg,
den ich täglich gehe.

Zuerst
wußte ich nicht so recht,
was ich mit ihm reden sollte.

Aber dann
fand ich die richtigen Worte
und öffnete ihm mein Herz.

Die ganze Zeit
hörte er mir zu,
ohne mich zu unterbrechen.

Danach
gingen wir eine Weile
schweigend nebeneinander her.

Später
brach Gott das Schweigen,
und sprach zu meinem Herzen.

Lange
hörte ich ihm zu.
Er hatte mir soviel zu sagen.

Ab jetzt
wollen wir wieder öfter
ein Stück miteinander gehen.
©️ Gisela Baltes

24. März 2021 / Mittwoch

Psalm 10 000

Refugee

Ich rufe, ich schreie, ich weine,
ich suche Dich Herr, in Deinem Haus,

ich höre die ewig alten Lieder,
viele Worte werden mir vorgetragen,

aber ich spüre Dich nicht,
nicht unter Brokat, hinter goldenen Bildern,

Du gibst mir keine Antwort,
ich kann Dein Gesicht dort nicht erkennen.

Wohin bist Du gegangen,
warum hörst Du mein Schreien nicht,

meine so schmerzhafte Verzweiflung,
die die Nacht zum furchtbaren Tag macht?

Du hast doch immer wieder versprochen,
in jeder Situation bei den Menschen zu bleiben,

Du wolltest doch meine Hand liebevoll führen
und alle meine Lebenswege begleiten,

doch Du bist für mich nicht zu finden,
hast Du eine andere Wohnung gefunden?

Mein Suchen währt schon so lange,
doch meine Hoffnung ist nicht gestorben,

und dann weicht die schreckliche Dunkelheit,
ich sehe Licht durch all meine Zweifel,

eine dunkle Hand streckt sich flehentlich aus,
und ich erkenne endlich Dein Lächeln!

Du kommst mir voll Freude entgegen,
gebeugt auf der Flucht von weit her,

die geschwächten Körpern der Entkommenen,
sind Dein neues zuhause geworden.

Welche Freude, dass die Krippe nun leer ist,
Dein Bett steht im schlichten Container,

ein neuer Anfang mit den Menschen beginnt,
mit all den Verzweifelten und auch mit mir,

Du hast mich endlich wieder gefunden,
in neuem geschundenem Körper gehst Du umher,

nicht neu ist Deine frohe Botschaft an alle,
Du willst lieben, Dein Leben teilen mit uns,

denn nicht im abgeschlossenen Schrank ganz allein,
nicht im ehernen Tempel aus historischem Stein,

auf den Straßen und im Asylheim auf kleinstem Raum,
auf dem Boot und im Schlamm vieler Lager,

hast Du Wohnung genommen bei Deinen Kindern,
Deine Botschaft zu leben, als Geschenk an die Welt.

Die Ehre und Dank an jedem Ort, gehören dir Vater
und Dir Bruder und Freund und Dir helfender Geist,

wie schon früher bei den Alten, so auch heute
und an jedem Platz, solange wir leben auf dieser Erde.
Amen.
(Arthur Springfeld)

Im Andenken der vielen Geflüchteten und im Mittelmeer gestorbenen Menschen.

23. März 2021 / Dienstag

Später! Später!

Herz

Wir sprechen später...
Ich rufe Dich später an...
Bis später...
Wir werden später spazieren gehen...
Ich werde Dir später sagen, wie ich mich fühle...
Du wirst später wissen, wieviel Du mir bedeutest...
Vielleicht liebe ich Dich später und vergesse Dich vielleicht...
Wir werden Alles für später verlassen und vergessen, dass „später“ nicht unser ist...!!!
Dass „später“ Leute nicht mehr bei uns sein könnten...
Wir könnten Sie „später“ nicht mehr sehen...
Dass Kinder „später“ keine Kinder mehr sind und Eltern nur eine Erinnerung...
Dieser „spätere“ Tag verwandelt sich in Nacht, Nacht in Hilflosigkeit, Lächeln in Schmerz und Leben in Erinnerung...
SPÄTER => Wird es zu spät sein...!!!
Sei jetzt...!!!
(Isaak Öztürk)

22. März 2021 / Montag

Gönnen wir uns die Zeit

Brunnen

Die Fastenzeit ist wie ein Brunnen. Wir müssen uns nur bemühen, unseren Durst zu löschen. Gott hat den Eimer zum Schöpfen schon bereitgestellt. Er hat alles vorbereitet. Gott wartet darauf, unseren Durst löschen zu können. Oft sind wir wie die Wildtiere in der Savanne, die vor Durst das Wasser an der Oase nicht mehr sehen und weiterlaufen, bis die Hitze ihren Tod herbeigeführt hat. Die innere Hitze, die Hetze, die Gier nach dem Vergänglichen, kennt jeder. Der Stress alles zu machen und alles zu haben, letztlich alles zu sein, kommt nicht von Gott. Gott treibt uns nicht vor lauter Gier in den Tod. Er hängt den Eimer zum Trinken hin, damit wir leben können. Gönnen wir uns die Zeit, Gott zu finden. Er ist das Leben und er schenkt es uns umsonst!

21. März 2021 / Sonntag

Gott sprach: „Es werde Licht“

Blumenwiese

Ostern rückt immer näher, die Tage werden immer länger! Die Tag- und Nachtgleiche ist erreicht. Gott sprach: „Es werde Licht und es wurde alles was lebt.“ Aus kalten und trockenen Landschaften werden blühende Oasen. Wenn der Finger Gottes übers Land streicht, dann blüht das Leben. In allen Religionen ist Gott das Licht. Für uns Christen ist er das Leben, Gott ist unser Leben und unsere Hoffnung. Gott ist Geist, Gott ist Energie. Die Bibel spricht davon, dass Gott Liebe ist. Gott ist Person, Liebe in Person. Vater, Sohn und Heiliger Geist, der eine Gott in drei Personen. Liebe, die eins ist und sich hingibt. Weil Gott liebt und sich hingibt, ist alles geworden. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott mich liebt und deswegen darf ich leben.

20. März 2021 / Samstag

Zeiten ändern

Uhr am Fenster

Wer immer nur darauf wartet,
dass sich die Zeiten ändern,
verpasst den Zeitpunkt,
sie selber zu ändern.
(Klaus Huber)

19. März 2021 / Freitag

Transformation 1

Gründonnertag - anders gesagt

Es gibt den etwas glatten Spruch, der sich zunächst wie ein Marketing-Slogan ausnimmt:

„Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.“

feiernde Menschen

Und wenn von Religion oder Glaube die Rede ist, scheint dieser Spruch unmöglich zu passen. – Nur: wenn man sich Verheutigung (auf Italienisch, Aggiornamento) alter Wahrheit wünscht, sodass diese alte Wahrheit noch heute und unter allerlei Menschen ankommen kann, dann meint man Transformation. Dann könnte auch der Spruch eine tiefere Bedeutung haben.

Die Künstlerin Eva Jung hat sich an der Transformation des Evangeliums gewagt. Sie hat Verse aus den Evangelien mit knappen, neuen „Übertragungen ins Heute“ und mit passenden/unpassenden Bildern in einer Wanderausstellung präsentiert. Hier ist eine Kostprobe, die auch zum Gründonnerstag passt:

„Er und sein Vater sind leidenschaftliche Festausrichter.
Schon ewig planen die beiden an einer supergalaktischen Party. Täglich gehen Einladungen raus.“

Die Transformation beginnt bei Lukas 22, 17–18. Wollen Sie nachschauen?

18. März 2021 / Donnerstag

Wie das Kreuz verstehen?

Weg mit Menschen

Ohne das Leben Jesu, seine Worte, seine Gleichnisse, seine Herausforderungen, seine Geduld und Ungeduld, sein Verweilen, sein Voranschreiten, sein Ermahnen und Ermutigen, seine Berufungen, sein Gebet, sein Bewusstsein in Israels Geschichte zu stehen, seine Rede vom Vater, seine Treue zum Weg der Liebe, sein Bestehen auf Gerechtigkeit, seine Heilungen, sein Ernstnehmen der Ausgeschlossen, sein Frauen und Männer um sich scharen wollen, seine Rede vom ersten Stein, seine Feindesliebe – ohne all dies, könnte das Kreuz je Zeichen des Heils werden? Ohne all dies, wäre die Auferweckung mehr als die Behauptung göttlicher Bestätigung an der Person Jesus vorbei?

Ohne Jesu Leben – kein Verständnis des Kreuzes, keine Aussicht auf göttliche Auferweckung. Insofern sind die uralten kirchlichen Bekenntnisse – man muss es gestehen – unvollständig:

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
*
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten, ...

* Wo das Sternchen steht, müsste von Jesu Worte und Taten die Rede sein, meinen Sie nicht?

17. März 2021 / Mittwoch

gehen

gehender Mensch

den weg gehen
sehr weit gehen
umgehen
durchkreuzen
bis zum äußersten gehen
immer noch weiter gehen
durch dornen gehen
durch nebel gehen
nicht mehr können
noch ein bisschen gehen
noch etwas gehen
ein paar schritte
angekommen
aufgenommen
mit liebe umfange
verstanden
zu hause
daheim
endlich ein mensch
endlich gott

(Verfasser unbekannt)

16. März 2021 / Dienstag

Gott nur zum Schein oder bei uns?

Weg mit Menschen

Eine uralte Weise Jesus zu verstehen ist diese: Es gibt einen Gott. Der Gott interessiert sich für die Erde, für die Menschheit, aber – so könnte man etwas spitz sagen, - wie manche Leute, die Objekte sammeln, sich für andere Menschen interessieren – nur im Ungefähren, nur auf etepetete Weise. Der Repräsentant dieses Gottes ist zum Beispiel Jesus. Man glaubt, dass dieser Gott im Leib Jesu, im Leben Jesu war, aber er war Jesus nicht. Dieser Mensch war nicht das Wort, nicht Gott in Person, sondern es schien nur so, er wurde adoptiert (anlässlich der Taufe oder der Auferstehung oder ...). Also Jesus selbst war nicht vom göttlichen Ursprung. Also der Gott stand da, war im Geiste beim Menschen Jesus, war in der Weise unter den Menschen. Als Jesus, der Mensch, lebte, verhielt sich der Gott im Geiste still, war vornehm göttlich, war doch auf jeden Fall dabei. Wenn Jesus, zum Beispiel, weinte, war der Gott im Geiste nicht in seiner Göttlichkeit berührt, sondern das war menschlich, schien menschlich, war Jesu Werk. Gott wandelte so mit auf Erden, aber nicht die Person Jesus war Gott. Gott beschloss – irgendwann – Jesus für sein Commitment und für die Tatsache, dass er die Wohnstätte des Gottes im Geiste, rein und unbefleckt hielt, dass er so ethisch gut lebte, zu belohnen. Und irgendwann – wie gesagt – der Gott adoptierte Jesus.

Warum sah man sich zu dieser Vorstellung von Jesu Bedeutung genötigt? – Eine mögliche Antwort ist: Gott ist doch ewig, ist stets Gott, kann – eigentlich - nicht (mit)leiden. Litt Gott selbst, würde das bedeuten, allzu menschlich von Gott zu reden. Das kann man den altgriechischen Einfluss nennen. Er ist noch sehr lebendig. So ist jedenfalls, die eine Motivation für die obige Denkweise.

Andere – dagegen – geben zu bedenken: Wenn Gott sich unter den Menschen nicht nur erscheinen, sondern erfahrbar, belastbar, solidarisch sein wollte, müsste er einen Weg finden, der zugleich Gottes Göttlichkeit, seinem Wesen als Liebe, und der Endlichkeit des menschlichen Lebens gerecht würde. Gott müsste wollen, Gott müsste sich entschließen, unbedingt beide Bedingungen zu beachten. Also würde es nötig werden, dass er Mensch werde, dass ein Mensch Gott unten den Bedingungen der Endlichkeit wäre, dass Gottes Wesen, Liebe, nicht allein denkbar, sondern real, erfahrbar werde. Das könnte man Offenbarung nennen. Das wären die notwendigen Gründe dafür.

Welche Paradoxie möchten Sie zur Fastenzeit bevorzugt bedenken?

15. März 2021 / Montag

Das Göttliche in mir

das Göttliche

Der Psychologe C. G. Jung meinte,
dass der Mensch sich nur dann ganz entfalten kann,
wenn er das Göttliche in sich mit einbezieht.

„Ja, jeder krankt in letzter Linie daran, dass er das verloren hat,
was lebendige Religionen ihren Gläubigen zu allen Zeiten gegeben haben,
und keiner ist wirklich geheilt,
der seine religiöse Einstellung nicht wieder erreicht,
was mit Konfession oder Zugehörigkeit zu einer Kirche natürlich nichts zu tun hat.“
(Jäger, Williges: In jedem Jetzt ist Ewigkeit, Worte für alle Tage)

14. März 2021 / Sonntag

Das Gebet hat große Kraft

Herzhände

Das Gebet hat große Kraft:
es macht ein bitteres Herz süß,
ein betrübtes Herz froh,
ein armes Herz weise,
ein mutloses Herz kühn,
ein schwaches Herz sehend,
ein kaltes Herz warm.
Es zieht den großen Gott
in das kleine Herz.
Es treibt die hungrige Seele
zur Fülle Gottes.
Es bringt zusammen zwei Liebende –
Gott und Mensch.
(Mechthild von Magdeburg)

13. März 2021 / Samstag

Kleine Meditation

Jeder Mensch sehnt sich nach Berührung, besonders jetzt, in dieser Zeit. Die Berührung ist verbunden mit einem tiefen Wunsch, mit der Sehnsucht nach Heilung.

Hand auf der Brust

Für sich:
Nehmen Sie sich einen Moment der Stille.
Legen Sie sich selbst die Hände auf,
etwa auf den Brustkorb oder eine andere Stelle, wo es Ihnen guttut.
Dazu können sie ein Gebet sprechen, leise oder laut.
Stellen Sie sich vor,
wie in Ihnen eine Kraftquelle zu strömen beginnt oder
wie ein Licht Sie erfüllt.
Achten Sie auf ihren Atem und spüren Sie, was geschieht.
Bitten Sie um Gottes Segen.

Mögen heilende Kräfte fließen
Hartes lösen
Schweres wandeln
Licht und Liebe schenken

12. März 2021 / Freitag

Mehr nicht

(ein afrikanisches Märchen)

Wüste

Eine große Trockenheit war über das Land gekommen. Zuerst war das Gras braun und grau geworden. Dann starben Büsche und kleine Bäume. Kein Regen fiel, der Morgen erwachte ohne die Erfrischung des Taus. Viele Tiere waren verdurstet, denn nur wenige hatten noch die Kraft gehabt, aus dieser Wüste zu fliehen. Die Trockenheit dauerte an. Selbst die stärksten, ältesten Bäume, deren Wurzeln tief in die Erde reichten, verloren ihre Blätter. Alle Brunnen und Flüsse, die Quellen und Bäche waren vertrocknet. Eine einzige Blume war am Leben geblieben, denn eine ganz kleine Quelle gab noch ein paar Tropfen Wasser. Doch die Quelle verzweifelte: „Alles vertrocknet, verdurstet und stirbt, und ich kann nichts daran ändern. Wozu soll es noch sinnvoll sein, dass ich ein paar Tropfen aus der Erde hole und auf den Boden fallen lasse?“ Ein alter kräftiger Baum stand in der Nähe. Er hörte die Klage und sagte, bevor er starb, zur Quelle: „Niemand erwartet von dir, dass du die ganze Wüste zum Grünen bringst. Deine Aufgabe ist es, hier und jetzt einer einzigen Blume Leben zu geben. Mehr nicht.“

11. März 2021 / Donnerstag

So hell wie möglich

Landschaft mit Sonne

Wo immer das Glück
sich aufhält – hoffe,
ebenfalls dort zu sein.

Wo immer jemand
freundlich lächelt, hoffe,
dass sein Lächeln dir gilt.

Wo immer die Sonne aus
den Wolken hervorbricht,
hoffe, dass sie besonders für
dich scheint, damit jeder Tag
deines Lebens so hell
wie nur möglich ist.

10. März 2021 / Mittwoch

Rationalität des christlichen Glaubens

Frau telefoniert

Ein kleines, einseitiges Gespräch über die Rationalität des christlichen Glaubens – in der Fastenzeit, da hierin von Emotion gefastet wird. – Und ein bisschen apokalyptisch ist es auch.

„Meinen Sie nicht?“

„ ...“

„In der Tat. Ich frage mich: Was müssen wir voraussetzen, wenn wir Gott in dem Juden Jesus denken wollten? – Gott als sich selbst, nämlich als Liebe. In diesem einen Menschenleben. Sollten wir das nicht durchdenken?“

„ ...“

„Ach meinen Sie, dass man nicht eigentlich solche Fragen stellen sollte, sondern?“

„ ...“

„Ah, die praktischen Probleme haben Vorrang? – Auch nicht solches in der Fastenzeit fragen, in der Wüstenzeit, in dem Zeitraum, in dem wir meditieren dürfen, durchdenken können? Sind diese nicht unzertrennlich?“

„ ...“

„Eigentlich nein? – Ja?“

„ ...“

„Solche Fragen, solches Denken bringt uns vom Eigentlichen weg? Also das Denken gehört – überspitzt gesagt – nicht zu Gottes Heilsplan? Verstehe ich Sie richtig?“

„ ...“

„Ah. Ich verstehe. Solches Denken ist Selbstüberschätzung?“

„ ...“

„Und wenn jemand Sie danach fragt – in vielen, vielen Jahren –, nur ein Mensch, auch dann nicht?“

„ ...“

„Und wenn Ihre Tochter oder Ihr Sohn solches fragten?““

„ ...“

„Das wird nicht sein? – Okay. – Vielleicht haben Sie Recht. – Lassen wir sehen, was passiert.“

9. März 2021 / Dienstag

Stille Schneelandschaft

Es liegt im Stillesein
eine wunderbare Macht
der Klärung,
der Reinigung,
der Sammlung auf das Wesentliche.

(Dietrich Bonhoeffer)

8. März 2021 / Montag

Spruch Jesaja
7. März 2021 / Sonntag

Freiheit

Freiheit

Die Freiheit des Menschen
liegt nicht darin,
dass er tun kann, was er will,
sondern dass er nicht tun muss,
was er nicht will.

(Jean- Jacques Rousseau)

Auch wenn deine äußere Freiheit eingeschränkt ist, wünsche ich dir, dass du dir deine innere Freiheit stets bewahren kannst!

6. März 2021 / Samstag

Vertrauen auf Gott

Ein Baum kann ein Symbol für den Menschen sein, der aus dem Vertrauen auf Gott lebt.

Ein Baum – Er ist standfest und stark mit der Erde verbunden und verwurzelt.

Auch so dürfen wir im Glauben an Gott verwurzelt sein und Kraft und Standfestigkeit schöpfen aus tiefem Grund: Aus Gott, der Quelle allen Lebens.

Wir können aus Gott unsere Kraft für das Leben ziehen. Fest verwurzelt im Glauben an ihn wird unser tägliches Leben gelingen. Wir brauchen tiefe Wurzeln in der heutigen Zeit der Gebrechlichkeit und Vergänglichkeit. Gerade jetzt, wo uns vieles Angst macht, ist eine Rückbesinnung auf diesen festen und sicheren Stand ein großer Halt im Leben.

Baum

Mit dem obigen Bild dürfen wir über uns selbst nachdenken:
Sind wir fest verwurzelt?
Was gibt mir Halt in meinem Leben?
Gibt mir die Familie Halt?
Geben mir meine Nachbarn, Freunde und Bekannte halt?
Finde ich Halt bei Gott?

5. März 2021 / Freitag

Zeit für Grundsatzfragen

Es ist nicht so lange her, dass, zum Beispiel, die katholische Bischofskonferenz in Deutschland der Demokratie als Staatsform feindselig gegenüberstand. Das widerspricht nun unserer gängigen Vorstellung, dass Demokratie und die universale Anerkennung menschlicher Gleichheit und Würde selbstverständlich im Christentum wurzeln.

Demo

Aber viele Christen heute lesen die Botschaft der Evangelien anders: Im Ernst fragen sie sich, wenn das Christentum befreiend ist, warum nicht die Menschen zur Freiheit zwingen? Natürlich bekennen sie, dass Christen vor Gott gleichberechtigt sind, fragen sich aber, ob Nichtchristen es auch sind. Und sie fühlen sich bedrängt von solchen Fragen wie, was ist wichtiger: diesseitige Gerechtigkeit oder jenseitige Erlösung? Sie erkennen ohne Zögern an, dass Christen den Bedürftigen gegenüber barmherzlich sein sollen, fragen sich dann auch, was ist mit denen, die dies nicht verdienen – den Faulen oder den Unmoralischen, zum Beispiel?

Um es so auszudrucken – und in dieser Fastenzeit, haben wir Zeit über solche Grundsatzfragen nachzudenken – sind christliche Werte wirklich mit liberaler, pluralistischer Politik vereinbar? Und was haben wir denen zu sagen, die behaupten, dass christliche Werte besser durch eine hierarchische und autoritäre Politik vertreten wären?
Wissen Sie was Sie – Aug‘ in Aug‘ – diesen Schwestern und Brüdern in Christo sagen, nicht schreien, würden?

4. März 2021 / Donnerstag

„Fasten your seatbelt!“

fasten your seatbelt

Kürzlich im Flugzeug
die Aufforderung:
„Fasten your seatbelt!“
„Legen Sie Ihren Gurt an!“

Das englische Wort 'to fasten' heißt:
festmachen, befestigen,
auf etwas die Gedanken richten,
auf etwas Hoffnung setzen.

Woran mache ich mich fest?
Worauf richte ich meine Gedanken?
Worauf setze ich meine Hoffnung?
Was gibt meinem Leben Halt?
(© Gisela Baltes)

3. März 2021 / Mittwoch

Fasten

Denkmuster

Sich unterbrechen
im alltäglichen Einerlei,
eingespielte Gewohnheiten ablegen
wie einen verschlissenen Mantel.

Aussteigen aus dem
„Das war schon immer so“,
alte Denkmuster überprüfen,
ob sie noch taugen.

Frei werden, Neues einlassen
in Herz und Hirn.
Das Unmögliche für möglich halten
Und dem Himmel die Türen öffnen.
(Tina Willms)

2. März 2021 / Dienstag

Schneeflockenzeit

(von Christine Sinnwell-Backes)

Schneeflocken

Ein Zauber lag in der Luft, so zart und fein wie die Schneeflocken, die dicht an dicht vom Himmel schwebten. Die Straßen waren von unzähligen Lichtern festlich beleuchtet. Ein Hauch von Weihnachten schwebte zusammen mit dem Duft von Zimtwaffeln durch die Luft. Mitten in dem Flockentreiben stand reglos eine alte Frau. Zwischen all den hastenden, eilenden Menschen bildete sie einen ungewohnten Ruhepol. Den Kopf in den Nacken gelegt stand sie da und blickte in den dunklen Abendhimmel, aus dem die weiße Flockenpracht unaufhörlich fiel. Schwer bepackte Menschen hasteten an ihr vorbei. Zaghaft lächelte die Alte, öffnete vorsichtig die Hand und ließ einige Schneeflocken auf ihrem warmen Handrücken schmelzen. Hektische Schritte näherten sich ihr. „Da bist du ja, Mutter. Wir haben dich schon überall gesucht.“

„Ich bin hier.“, lächelte die Alte. „Das sehe ich.“ Der genervte Blick ihrer Tochter sprach Bände. „Du kannst in dieser Menschenmasse doch nicht einfach stehen bleiben.“ Die Alte schaute noch einmal in den Himmel. „Das kann ich schon. Vielleicht solltest du es auch einmal versuchen. Das Innehalten.“ Liebevoll blickte sie zu ihrer Enkeltochter, die an der Hand ihrer Mutter auf und ab wippte. „Wie wäre es, wenn wir Beide einen Schneeflockenspaziergang machen und deine Mutter weiter Weihnachtsbesorgungen machen lassen?“ Begeistert quietschte ihre Enkelin auf. „Wie geht ein Schneeflockenspaziergang?“ Sie wechselte von der Hand ihrer Mutter zu der ihrer Großmutter. Nervös huschte der Blick ihrer Mutter auf die Uhr. „Einverstanden. In einer Stunde treffen wir uns wieder hier.“ Ihre davoneilenden Schritte wurden vom Schnee verschluckt. Großmutter und Enkelin bummelten gemütlich zum Park, der an diesem Winterabend ruhig unter einer weißen Decke lag.

An dem vereisten Brunnen schauten sie gemeinsam auf die durchschimmernden Münzen auf dem Brunnenboden. „Schau nur, die Wünsche sind ja eingefroren.“, stellte das Mädchen fest. Die Großmutter lachte. „Meinst du? Die großen Wünsche tragen die Menschen in ihren Herzen. Die lassen sich in einem Brunnen nicht einsperren.“ Neugierig betrachtete die Kleine ihre Großmutter. „Gehen alle Wünsche in Erfüllung?“ Die Großmutter schüttelte den Kopf. „Alle nicht. Manche sind zwar nicht unter Eis begraben, aber in den Herzen der Menschen, die sich nicht trauen, sie frei zu lassen.“ Verwirrt schüttelte das Mädchen den Kopf. „Das verstehe ich nicht.“ Liebevoll nahm die Alte die Hände ihrer Enkeltochter in ihre. „Schau, das ist so: viele Menschen haben verlernt wie das Wünschen geht. Sie wissen oft gar nicht mehr, was sie wirklich wollen. Was ihnen wahrhaftig wichtig ist. Und wenn man das nicht weiß: was soll man sich dann wünschen?“ „Mir bist du wichtig. Und Mama. Und Papa.“ Die Kleine lächelte und die Großmutter fuhr fort: „Du mir auch, mein Schatz. Und weil du mir wichtig bist, schenke ich dir das Kostbarste was ich habe.“ „Deine goldene Kette?“ Die Großmutter lachte. „Nein, meine Zeit.“ Die Kleine nickte eifrig. „Das finde ich auch viel besser, als die Goldkette. Die kann man sich ja nur umhängen.“ Vorsichtig fing die Großmutter eine Schneeflocke und zeigte sie ihrer Enkelin. "Jede Schneeflocke gibt es nur ein einziges Mal. Sie alle ähneln einander und doch ist jede einzigartig.

Schneekristall

So ist das auch mit den Tagen in unserem Leben. Viele gleichen sich und doch kommt jeder Tag nur einmal. Jede Minute ist eine Schneeflocke, die uns kurz die Möglichkeit gibt uns an ihr zu erfreuen und die dann zerschmilzt.“ Gemeinsam ließen sie die Schneeflocken auf ihren Händen landen. Die Kleine seufzte. „Wie schade, dass sie schmelzen müssen.“ Ihre Großmutter lächelte: „Das ist der Lauf des Lebens. Wichtig ist, dass wir die Schneeflocken wahrnehmen und uns ihre Kostbarkeit bewusst wird.“ Nachdenklich legte ihre Enkeltochter den Kopf in den Nacken und ließ sich die Flocken ins Gesicht fallen. „Ich glaube, Mama hat verlernt die Schneeflocken zu sehen. Sie eilt immer nur von einem Termin zum anderen. Nie hat sie Zeit. Und wenn sie dann stehen bleibt, sieht sie nur noch den Schneematsch der übrig ist.“ Ihre Großmutter lachte laut auf. „Das hast du gut beobachtet. Viele sehen leider nur noch den Schneematsch. Vielleicht müssen wir dafür sorgen, dass deine Mama die Schneeflocken wieder sieht, bevor sie sich in grauen Matsch verwandeln?“

Gemeinsam schlenderten sie zurück zum Treffpunkt. „Mama, wir haben Schneeflocken beobachtet!“ Begeistert rannte die Kleine ihrer Mutter entgegen. „Oma hat mir erklärt, dass jede Schneeflocke nur einmal kommt und du musst mitkommen und sie mit uns anschauen und nicht nur den Schneematsch sehen!“ Verwirrt huschte der Blick der Mutter zwischen Großmutter und Enkeltochter hin und her. „Hast du zu viel Glühwein getrunken?“ Fragend schaute sie ihre Mutter an. Diese lachte. „Höchstens zu viel Leben!“ Energisch zog die Kleine Oma und Mama mit sich zurück in den Park. Ihre Mutter seufzte. „Ich bin noch nicht fertig mit allen Besorgungen. Hat das nicht Zeit?“ „Deine Besorgungen haben Zeit.“, lächelte die Alte. „Jetzt ist Schneeflockenstunde.“ Die Mutter seufzte. Den Tonfall kannte sie. Ergeben schulterte sie ihre Taschen und Tüten und folgte den Beiden in die Stille des Parks. Leise knirschten ihre Schritte im Schnee. Vor dem Brunnen blieben sie stehen. „Streck die Hand aus.“ , forderte die Kleine und die Mutter gehorchte. Im gleichen Moment landeten die ersten zarten Flocken auf ihrer Hand. „Schau Mama. Die Oma hat es erklärt: Jede Flocke gibt es nur einmal und so ist es auch mit unserem Leben. Jeder Tag kommt nur einmal. Und nur wenn wir stehen bleiben und hinschauen…“ „…sehen wir die Schönheit des Moments.“, vollendete die Mutter den Satz. Sie blickte zu der Alten, die still in den Himmel schaute. „Das hast du mir damals schon immer gesagt, als ich noch klein war. Ich habe es ganz vergessen.“ Aufgeregt hüpfte die Kleine um die Frauen herum. „Und weißt du noch was? Oma hat gesagt, dass die Schneeflocken-Zeit viel mehr wert ist als ihre Goldkette.“

Die Frauen lachten. Verstohlen wischte sich die Mutter eine Träne aus den Augenwinkeln. „Das habe ich wohl ganz verdrängt im Laufe der letzten Jahre. Danke, dass ihr mich daran erinnert habt.“ Die Kleine streckte ihre Zunge heraus, ließ eine Schneeflocke darauf schmelzen. Genießerisch schloss sie die Augen. „Ich will in meinem Leben immer die Schneeflocken sehen und nicht nur den Schneematsch!“ Auch ihre Mutter ließ einige Schneeflocken auf ihrer Zunge zergehen. Mit jeder zarten Flocke nahm sie sich vor, ihrem Leben wieder mehr Schneeflockenzeit zu schenken. Voller Liebe betrachtete die Alte Tochter und Enkeltochter. Bei sich dachte sie: „Jeder Moment ist ein Geschenk. Jeder Tag wartet darauf, von uns gekostet zu werden. Das Leben ist wirklich eine Schneeflockenpracht! Und wo es für die einen nur dichtes Schneegestöber ist, wo sich Schneeflocke an Schneeflocke aneinanderreiht um irgendwann als grauer Brei zu enden, ist es für den anderen ein Zauber der sich jeden Tag aufs Neue entfaltet und unsagbare Schönheit in sich trägt.“

Ganz still standen die Drei da und sahen den Schneeflocken bei ihrer Reise zur Erde zu. Hand in Hand: Jede Schneeflocke einzigartig. Blick in Blick: Jeder Tag nur einmal. Tief im Herzen: Dankbar, dieses eine kostbare Leben miteinander zu teilen. Und inmitten des Flockengestöbers ließen sie ihre Wünsche tief aus ihren Herzen in den Himmel empor steigen.

1. März 2021 / Montag

Wir sind wie …

Wäsche

… die Wäsche, die gewaschen werden muss
… der Boden, der geputzt werden muss
… der Rasen, der gemäht werden muss
… das Senfkorn, das gegossen werden muss
… das Scharnier, das geölt werden muss
… das Schaf, das geschoren werden muss

Das alles kann nicht ohne Hilfe geschehen – Für uns bist du diese Hilfe. Amen.
(verfasst von Paulina Rullich und Kerstin Winkel / entnommen Pray @ School)

28. Februar 2021 / Sonntag

Sieben Farben

Regenbogen

Möge der Regenbogen
für dich wie eine Brücke sein,
über die du ins himmlische Paradies gelangst.
Mögen die sieben Farben des Regenbogens
für dich wie die sieben Siegel der Treue Gottes
zu dir sein.
(Irischer Segenswunsch)

27. Februar 2021 / Samstag

Herr in dieser Zeit ist meine Seele so leer,
so liegt einsam vor Dir
Nichts als Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Krankheit und Leiden aller Orten.
Selbst die Eule, die gern in Ruinen nistet, ist nicht mehr zu hören.
Nur die Leere und die Angst, wo wird die Krankheit mich hinführen?

leer Holzschale

Herr fülle meine Seele mit deiner Liebe!
Vater Unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name
Dein Reich komme
Dein Wille geschehe
Herr Du treuer Gott.
Du thronst über dem Lobpreis!
Du bleibst bei mir, selbst wenn ich alles loslassen muss, selbst mein Leben.
Du bist mein Halt, selbst wenn mich alles verlässt.
Herr ich vertraue auf dich heute und in Ewigkeit. Amen

26. Februar 2021 / Freitag
Amen

Amen-Verdeutschungen wie „es steht fest“, „es gilt, „so sei es“, aber auch das klangvollere und kürzere „wahrlich“ oder „jawahr“ (verwendet in der Torah-Übersetzung von M. Buber u. F. Rosenzweig) haben die hebräische Vokabel nicht zu verdrängen vermocht. Ihr scheint eine elementare Kraft eigen zu sein, die durch Übersetzungen offenbar stets abgeschwächt wird.
(Kurt Marti)

25. Februar 2021 / Donnerstag

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Joh 8,12)

Sonnenaufgang
24. Februar 2021 / Mittwoch

Speiseplan der Woche

Kinder Familie

Montag
Familie Schmitz isst Nudeln mit Tomatensoße.
Familie Msukwa teilt sich eine Schüssel Nsima (afrikanischer Maisbrei).

Dienstag
Familie Schmitz isst Kartoffelsalat mit Würstchen.
Familie Msukwa teilt sich eine Schüssel Nsima.

Mittwoch
Familie Schmitz isst Frikadellen mit Ketchup.
Familie Msukwa teilt sich eine Schüssel Nsima

Donnerstag
Familie Schmitz holt sich Currywurst beim Griechen.
Familie Msukwa teilt sich eine Schüssel Nsima.

Freitag
Familie Schmitz isst Bratkartoffeln mit Rührei.
Familie Msukwa teilt sich eine Schüssel Nsima.

Samstag
Familie Schmitz bestellt Pizza beim Italiener.
Familie Msukwa teilt sich eine Schüssel Nsima.

Sonntag
Familie Schmitz isst Schnitzel mit Pommes Frites
Familie Msukwa teilt sich eine Schüssel Nsima.

23. Februar 2021 / Dienstag

falsch herum

auf dem Kopf

Wir Menschen denken falsch herum ...
wir wollen schnell erwachsen werden ...
und später wünschen wir uns die Kindheit und Jugend zurück.

um Geld zu verdienen, setzen wir unsere Gesundheit aufs Spiel ...
und später geben wir viel Geld aus, um
wieder gesund zu werden.

Wir denken so sehr an die Zukunft, dass wir die Gegenwart vergessen ...
und am Ende erleben wir weder die Gegenwart noch die Zukunft.
Wir leben so, als würden wir nie sterben
und dann sterben wir, als hätten wir nie gelebt!

22. Februar 2021 / Montag

Auf Verzicht verzichten

Smiley

Vielleicht hatten wir gerade in der Corona Zeit schon eine lange Zeit des Verzichts und der Entbehrungen – eine lange Fastenzeit. Vielleicht brauchen wir nun etwas Schönes, etwas, was uns aufhellt.

Wie wäre es denn heute mal damit, den Blick auf etwas Schönes zu lenken. Freude zu verschenken, ganz bewusst!

Jemanden anrufen, den ich schon lange mal anrufen wollte,
einfach eine Blume verschenken,
jemandem ein Lächeln schenken!
Eine Postkarte mit einem Gruß versenden,
ein schönes Bild malen,
oder einfach nur mal zu schauen, was ich Schönes in meiner Umgebung
oder in der Natur finde und bewusst wahrnehmen.

21. Februar 2021 / Sonntag

Sagen wir Ja oder Nein

Wüste

Wir kennen das Evangelium des ersten Fastensonntags:
Jesus wird in der Wüste versucht.
An der Entscheidung kommt niemand vorbei und
wer sich enthält sagt Nein.
Es geht um Gut und Böse, um Ja oder Nein, um Leben und Tod.
Gott ist das Leben, in Ihm sind die Quellen des Lebens.
Wasser ist Leben und das Wasser ist das Zeichen für Gott.
Sagen wir Ja zu Gott und Ja zu unserer Taufe.

20. Februar 2021 / Samstag

Herr in Deiner Hand

Schneeglöckchen

Herr in Deiner Hand verwandelt sich die Welt.
Du sprichst:
Ich bin die Auferstehung und das Leben!
Und alles ändert sich vor unseren Augen.
Unsere Freude, die so rasch vorübergeht,
wird uns zum Anfang ewiger Freude,
der Augenblick des Glücks
zu einem zeichen ewiger Fülle und Freiheit.
In Christus ist die Erde auferstanden.
In ihm ist der Himmel auferstanden.
In ihm ist die Welt auferstanden.
(Jörg Zink)

19. Februar 2021 / Freitag

Vom Dunkel ins Licht

Friedhof und Krokusse

Der Weg von Aschermittwoch bis Ostern, das ist ein Weg
von der Wüste zum Garten
vom Tod zum Leben
vom Dunkel ins Licht
vom Fasten zum Feiern
von der Entbehrung zur Erfüllung
vom Durst zum Wasser
vom Baum des Todes zum Baum des Lebens
von der Entscheidung zum Aufbruch hin zum Ziel

18. Februar 2021 / Donnerstag

Lob der kleinen Schritte

Illustration Worte kleine Schritte

Wir loben die kleinen Schritte.
Den mann, der das voreilige Wort nicht ausspricht.
Die Stimme, die sagt: Pardon, ich bin schuld.

Wir loben die kleinen Schritte.
Die Faust in der Tasche.
Die nicht zugeschlagende Tür.
Das Lächeln, dass den Zorn wegnimmt.

Wir loben die kleinen Schritte.
Das Gespräch der Regierungen.
Das Schweigen der Waffen.
Die Zugeständnisse in den Verträgen.

Wir loben die kleinen Schritte.
Die Stunde am Bett des Kranken.
Die Stunde der Reue.
Die Minute, die dem Gegner recht gibt.

Wir loben die kleinen Schritte.
Den kritischen Blick in den Spiegel.
Die Hoffnungen für den anderen.
Der Seufzer über uns selbst.
(Rudolf Otto Wiemer)

17. Februar 2021

Aschermittwoch

Ich bekomme Lust auf dieses Geheimnis

Text einer Rundfunkandacht nach Stepanie Brall

Fastenkalender Blumentöpfe auf Fensterbank

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist
und wieder zum Staub zurückkehrst!“,

mit diesen Worten erhalten
an Aschermittwoch
Menschen in Kirchen
ein Aschekreuz auf der Stirn  -
zum Beginn der 40-tägigen Fastenzeit auf Ostern hin.

Mich lassen diese Worte vom Staub fragen:
Woher komme ich?
Wohin gehe ich?
Wer bin ich?
Und: Was hat es mit diesem Staub – dieser Asche – auf sich?

Ich finde heraus,
dass Asche früher als Putzmittel verwendet wurde.
Fastenzeit und Frühjahrsputz
also gar nicht so weit voneinander entfernt.

Auch beim inneren Frühjahrsputz spielte Asche eine Rolle:
Menschen, die trauerten oder etwas bereuten,
zerrissen ihre Kleider und streuten sich Asche auf den Kopf;
manche setzten sich sogar in die Asche hinein.

Und zu noch etwas ist Asche gut:
als Dünger im Garten.

Das, was vorher so groß schien,
- dicke Balken, das ganze Gestrüpp –
fällt also bei einem Feuer in sich zusammen
zu einem Häufchen Asche,
und diese Asche hat
reinigende und düngende Kraft …

… aus verbrannter Erde
wird fruchtbarer Boden?!

Ich bekomme Lust auf dieses Geheimnis.
Auf Wandlung, auf das Neue, auf Frühling:
Ich hole die Blumentöpfe aus dem Keller,
besorge Erde und Saatgut
und dann lege ich los.

Während die Menschen früher
rund um Aschermittwoch

an die Vertreibung aus dem Paradiesgarten dachten,
lege ich heute ein Paradiesgärtchen an.
Hier auf meiner Fensterbank.

Was mich traurig macht,
oder was ich bereue,
und was ich loslassen will –
das mische ich wie Asche unter die Erde.

Und dann säe ich jede Menge Neues
- junges Gemüse und kunterbunte Blumen -
und komme dabei ins Nachdenken:
Wovon wünsche ich mir,
dass es wächst, Raum bekommt?

Und, darf ich mir was vom Himmel auf Erden wünschen?
Nicht nur für mich,
für die ganze Welt?

Vom Himmel auf Erden
redete Jesus vor 2000 Jahren schon,
und kam dabei ebenfalls aufs Gärtnern.

Mit dem Himmel auf Erden ist es wie mit einem Senfkorn, so sagt es
Jesus.

Ein Senfkorn ist das kleinste unter den Samenkörnern.
Fast verschwindet es in meiner Hand.
Wenn ich es loslasse,
fliegt es weit und fällt tief,
runter,
in die Erde,
und verliert sich …

… im Dunkeln
kommt es an
und stirbt.

In diesem Senfkorn steckt für Jesus
der ganze Himmel drin:

Hör mal,
wie es atmet.
Schau,
es dreht sich um,
gräbt sich ein,
wühlt auf …

schlägt Wurzeln,
sammelt sich
und findet Halt
in der Tiefe …

… richtet sich aus und auf,
gezogen vom Licht,
sucht es sich seinen Weg,
mit aller Macht, ganz zart,

bis es durch die Oberfläche bricht,
noch ganz grün hinter den Ohren,
pass auf, dass du nicht drauf trittst …

… und schau her, wie es wächst,
bald groß wie ein Grashalm,
den Blumen nach,
bald weit wie ein Strauch
und noch darüber hinaus,
als Baum zeigt es sich,
mit Zweigen weit,
in alle hundert Himmelsrichtungen …

… dass die Vögel
zwischen Himmel und Erde
ein Zuhause finden
und Nester bauen darin …

So sitze ich über meinen alten Blumentöpfen,
voller Erde, darin die Samenkörner.
Und ich erinnere mich
an eine spanische Mystikerin aus dem 16. Jahrhundert
- Teresa von Ávila -,
wie sie die Seele unter anderem mit einem Garten verglich.
Ein Garten, der gehegt und gepflegt und bewässert werden möchte.

Und ich stelle mir vor,
ich selbst bin ein solcher Garten.
Unscheinbar vielleicht, grenzenlos,
umgegraben oder ganz verwildert.

Auf jeden Fall
fällt in mich
dieses
eine
Korn
und dann noch eins,
und noch eins,

und dann stelle ich mir vor,
wie diese Körner Zeit bekommen,
wie mein Leben Zeit bekommt,
nochmal anders zu werden.
Versöhnter und widerständiger,
genügsamer und großzügiger.
Die ganze Fastenzeit lang,
bis Ostern,
und noch darüber hinaus.

Ich stelle mir vor, wie unser aller Leben Zeit bekommt,
um loszulassen
und zu fallen,
Tiefe zu gewinnen,
Halt zu finden,

und um wieder aufzustehen,
in die Weite,
jeden Morgen neu
ins Licht.

Dort hinein
stelle ich meine Blumentöpfe jetzt,
all die klitzekleinen Samenkörner
in der dunklen Erde,
meine Gedanken und Gebete,
an diesem neuen Morgen,
auf die Fensterbank:

ins Licht.